Der folgende Text ist eine Zusammenfassung der ausfĂĽhrlichen Expertise, in dem die einschlägigen Publikationen, insbesondere die empirischen Studien, differenziert ausgewertet und belegt sind. Die Analysen legen grundlegende Probleme einer pädagogischen Leistungsbeurteilung offen, die konkreten Folgerungen beziehen sich aber vor allem auf die Volksschule und sollen einen professionellen – ideologiefreien – Einblick in die aktuelle Diskussion bieten. Das Team der OVS Zeltgasse sieht die pädagogischen Grundsätze der Schule bestätigt und unterstĂĽtzt jede Entwicklung, die uns zu zeitgemäßen Formen von Leistungsbeurteilung – wie unten beschrieben – fĂĽhrt.
Leistungsbeurteilungen haben in unserem Schulsystem nicht nur unterschiedliche, sondern oft widersprĂĽchliche Funktionen zu erfĂĽllen:
Als Beschreibungen orientieren sie über den individuellen Leistungsstand und über Möglichkeiten zu dessen gezielter Verbesserung; sie sind damit ein pädagogisches Medium zur Förderung des Lernens. Als Bewertungen dienen sie der Disziplinierung und Selektion.
Spätestens seit der UN-Kinderrechtskonvention erweist sich ein hierarchisches Verständnis von Leistungsbeurteilung als nicht mehr zeitgemäß. Nicht Anpassung und Gehorsam, sondern Mitbestimmung und Selbstverantwortung sind vorrangige Erziehungsziele einer demokratischen Schule. Schärfere Selektion führt im Übrigen nicht zu besseren Leistungen wie die internationalen Leistungsstudien gezeigt haben.
Empfehlung: Eine demokratische Schule hat die Persönlichkeit der SchülerInnen durch Formen der Dokumentation und der Bewertung von Leistung zu achten, die ihre Selbstständigkeit fördern statt Abhängigkeiten zu verstärken. Einem solchen Verständnis von Schule sind Noten als Belohnungs-/ Bestrafungssystem nicht mehr angemessen. Vielmehr ist die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung und zum konstruktiven Umgang mit Kritik zu fördern. Hierfür ist eine sachliche Information der SchülerInnen über den individuellen Stand ihrer Lern- und Leistungsentwicklung unerlässlich.
Ziffernnoten sind immer noch die häufigste Form formeller Leistungsbewertung in der Schule. Aber die Forschung zeigt seit langem: Noten sind nicht in der behaupteten Weise fĂĽr das Lernen nĂĽtzlich und sie sind erst recht nicht nötig. Sie betonen einseitig die Bewertungsfunktion – können aber auch diese wegen ihrer mangelnden Aussagekraft, Vergleichbarkeit und Objektivität nicht angemessen erfĂĽllen. Es gibt deshalb keinen Grund, auf ihnen zu beharren, zumal sie darĂĽber hinaus etliche unerwĂĽnschte Nebenwirkungen haben.
Empfehlung: Ziffernoten sind zu ersetzen durch differenziertere Formen der Dokumentation und der Bewertung von Leistungen. Rückmeldung und Bewertung sind klar zu trennen. Beschreibungen sollen den Leistungsstand bezogen auf konkrete Lernziele und die individuelle Entwicklung darstellen. Das lernförderliche Potenzial differenzierter Rückmeldungen wird in der Praxis aber nur dann zur Geltung gebracht werden können, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden: vor allem durch eine Verringerung des Selektionsdrucks im Bildungssystem und durch eine fachliche Qualifizierung der LehrerInnen.
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