Nachklang – was Kinder nach den ersten Schulwochen brauchen

Warum Kinder nach den ersten Schulwochen vor allem Ruhe und Zeit brauchen, um Erlebtes innerlich zu ordnen.

Hier präsentieren wir unser Web-Tagebuch (Blog), in dem wir (versuchen ;) aktuelle Ereignisse aus unserem Schulalltag festzuhalten.

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Nach Denken

Wenn der Oktober kommt, verändert sich das Tempo. Die Tage werden kürzer, der Schulweg kühler, und im Inneren vieler Kinder entsteht das Bedürfnis, kurz stehenzubleiben. Die ersten Wochen des Schuljahres waren dicht – voll neuer Eindrücke, Gesichter, Regeln. Jetzt spürt man, dass die Kraftkurve fällt. Das ist kein Zufall, sondern Teil des Lernrhythmus.

In den ersten Wochen nach Schulbeginn leisten Kinder Enormes. Sie orientieren sich sozial, gewöhnen sich an neue Abläufe, müssen Erwartungen erfassen und innere Ordnung schaffen. Pädagogisch betrachtet ist das eine Phase hoher Anpassungsleistung. Entwicklungspsychologisch folgt darauf die sogenannte Integrationsphase – ein Zeitraum, in dem Erlebtes sich erst durch Ruhe und Wiederholung verfestigt.

Darum sind die Herbstferien kein bloßer Unterbruch des Lernens, sondern ein notwendiger Teil davon. Das kindliche Gehirn arbeitet gerade in der Ruhe besonders aktiv. In Schlaf und Entspannung verknüpft es Informationen, sortiert Eindrücke, löscht Überflüssiges. Ohne solche Pausen kann Wissen nicht wirklich ankommen. Neurobiologen sprechen von der „Konsolidierung“ – dem stillen Übergang vom Erlebten zum Verstandenen.

Für Familien bedeutet das: Diese Tage dürfen unspektakulär sein. Kinder müssen in den Ferien nicht zusätzlich beschäftigt oder gefordert werden. Ein langsamer Vormittag, gemeinsames Essen, Zeit im Freien – all das sind Formen von Regeneration, die Lernen vertiefen. Der Psychologe Hubert Rohracher nannte solche Phasen einmal „schöpferische Pausen“: Momente, in denen aus Nichtstun neue Kraft entsteht.

Nach der Intensität des Schulbeginns zeigen Kinder oft, dass sie müde sind oder leichter reagieren als sonst. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck von Regulation. Der Körper schaltet um, die Seele sortiert nach. Wer das versteht, kann gelassener begleiten. Nähe, Humor, kleine gemeinsame Rituale helfen mehr als jedes Förderprogramm.

Gerade in diesen stilleren Tagen entsteht Bildung in ihrer ursprünglichen Form: als Beziehung. Kinder, die sich sicher und verstanden fühlen, öffnen sich wieder fürs Entdecken. Sie spielen Szenen aus der Schule nach, malen, erzählen, verbinden. So wird Erlebtes zu Erfahrung – nicht durch Erklären, sondern durch Erleben.

Vielleicht liegt darin der eigentliche Sinn dieser ersten großen Pause im Schuljahr: zuzulassen, dass Lernen atmet. Dass Kinder zeigen dürfen, wann sie genug haben. Und dass Erwachsene ihnen die Zeit lassen, die jedes Wachstum braucht.

Wenn die Schule danach wieder beginnt, wirkt vieles vertraut, und doch ist etwas gereift. Die Ferien haben leise gearbeitet – in Gedanken, Gefühlen, Verbindungen. Bildung ist kein Wettlauf, sondern ein Rhythmus. Und wer diesen Rhythmus achtet, schenkt dem Lernen Tiefe.

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